Safety-Ethernet im deutschen Maschinenbau
Safety-Ethernet 2010 bis 2015: Realität und Planung, Für und Wider
Safety-Ethernet im Verlauf von 5 Jahren von 2010 bis 2015 – dieser Blick verbindet die Realität des Einsatzes von Safety-Ethernet in den Jahren 2010 und 2012 mit den Zukunftsplanungen der Maschinenbauer bis zum Jahr 2015. Und er führt auch zu den Stellen, wo die Maschinenbauer noch der Schuh drückt.
Realität und Planung bilden einen stimmigen Zusammenhang
Zwei Marktuntersuchungen von Quest TechnoMarketing Ende 2010 und Ende 2012 bei über 150 bzw. über 200 Maschinenbauern brachten dieses Ergebnis:
Im Jahr 2010 nutzten 15% der untersuchten Maschinenbauer Safety-Ethernet an den Maschinen. Weitere 14% hatten die Absicht, Safety-Ethernet bis 2012 einzusetzen. Also summierten sich Einsatz und Einsatzabsicht bis 2012 auf 29%.
Zwei Jahre später bestätigt sich: Die Planungen der Maschinenbauer haben sich in hohem Maße in Realität verwandelt. Denn die Planungsgröße der Maschinenbauer im Jahr 2010 für den Einsatz von Safety- Ethernet im Jahr 2012 lautete 29%. Und tatsächlich sind es 33% der Maschinenbauer, die 2012 Safety-Ethernet einsetzen.
Der kleine Unterschied zwischen 29% und 33% geht ganz offensichtlich auf Maschinenbauer zurück, die 2010 über den künftigen Einsatz noch unsicher waren.
Bis 2015 werden es gemäß den Planungen 71% der Maschinenbauer sein, die Safety- Ethernet an den Maschinen einsetzen.
Safety-Ethernet noch im Teststadium
Die 33% der Maschinenbauer setzen Safety-Ethernet aber nur an 6% ihrer Maschinen ein. Das signalisiert eine Situation, die durch Testen, Erfahrungen sammeln, Abwägen gekennzeichnet ist, in der ein Für und Wider miteinander kämpft, das Safety-Ethernet nur an ausgewählten Maschinen zum Einsatz kommen lässt.
Worum geht es dabei?
Maschinenbauer kritisieren zu hohe Preise
- "Der Preis ist hoch; deshalb wird Safety-Ethernet nicht flächendeckend, sondern nur dort eingesetzt, wo es vorgeschrieben wird (seitens der Kunden)“.(Werkzeugmaschinen)
- „Zum Preisniveau: Wenn ich nur 3 Lösungen ausrüste, tut es kommerziell nicht weh, wenn ich Safety-Ethernet allerdings als Standard definiere, dann macht es sich recht stark in Eurobeträgen bemerkbar. Man hofft, dass es sich beim Preisniveau um die Einführungsphase handelt und dass es noch mindestens um die Hälfte günstiger werden wird.“ (Bau/Glas/Keramikmaschinen)
- „Viel zu teuer! In Bezug auf herkömmliche Notauslösungen macht es bei unseren Maschinen keinen Sinn, Safety-Ethernet zu verwenden. Bei großen Maschinen mit 200 m-Ausdehnungen in der Automobilindustrie da macht es Sinn, aber unsere Maschinen sind so klein, dass man sie mit einem Steuerwagen durch die Gegend fahren kann, dafür ist es zu teuer. Wir setzen es nur auf Kundenwunsch ein. Der Kunde fordert es dann, vermutlich wegen Standardisierung.“ (Textilmaschinen)
- „Es müsste günstiger sein als die herkömmlichen Safety-Feldbusse und einfacher. Es ist dagegen aber komplexer.“ (Verpackungsmaschinen)
Wie Safety-Ethernet technologisch zweckmäßig nutzen?
- „Wir sind erst noch am Anfang damit, haben es mal auf Kundenwunsch gemacht. Bei uns ist der Kunde die treibende Kraft. Allerdings hängt es auch immer von den Anlagen ab. Habe ich viele Sicherheitskreise, brauche ich viele Notaus-Schalter, nehme ich eine Sicherheits-CPU oder was? Wir müssen aufs Geld gucken, sonst liefern wir dem Kunden schöne Sachen, und der kann es nicht bezahlen. Wenn die Anlage allerdings viel Sicherheitstechnik braucht, dann machen wir es mit Profisafe, sonst lieber mit Ventilinseln. Dann kriegt Safety nur eine Ecke. Danach wird bei uns entschieden, auch wenn Siemens Ethernet und Profisafe so hochpuscht.“ (Fördertechnik)
- „Man beurteilt den Einsatz von Safety-Ethernet noch zurückhaltend. Bei Safety-Ethernet fehlt noch die Erfahrung und Übung, so wirkt es als komplex und schwierig. Das wirkt sich besonders bei sehr knappen Inbetriebnahme-Zeiten aus. Setzte man bisher zwei Fachleute bei der IB ein, einen für Sicherheitstechnik und einen für Steuerungstechnik, so sind bei Safety-Ethernet eigentlich zwei Fachleute erforderlich. Bei Auslandseinsätzen aber überlegt man sich diese Zusatzkosten. Und wenn man die Mehrkosten dem Endkunden belastet, gibt es natürlich Rückfragen, die im Gegensatz zu den Vorteilen stehen, mit denen man Safety-Ethernet dem Kunden schmackhaft gemacht hatte.“ (Holzbearbeitungsmaschinen)
Ein Maschinenbauer moniert das Fehlen eines „allgemein anerkannten Konfigurationstool für den Service“:
- „Safety over Ethernet benötigt ein allgemein anerkanntes Konfigurationstool mit den entsprechend anerkannten sicherheits-relevanten Zwangsvorgehensweisen. In der Praxis geht es nicht, dass jeder Servicetechniker vor Ort mit irgendeinem Tool die Sicherheitskreise konfiguriert. Bevor es hier keine wenigstens europäisch einheitliche Lösung gibt, werden wir uns in dieser Richtung nicht engagieren.“ (Gummi/Kunststoffmaschinen)
Die Krux mit den verschiedenen Protokollen
- „Für Maschinen mit Optionen, die Safety beeinflussen, wird ein variables Hardwareprojekt mit einer Softwarequelle benötigt. Eine "Serien-Safetysoftwarequelle" für alle Serienmaschinen eines Typs.“ (Druck/Papiertechnik)
- „Vereinheitlichung der Standards!“ (Gummi/Kunststoffmaschinen)
- „Wenn wir Safety-Ethernet einsetzen würden, dann müsste auch eine durchgängige Lösung da sein, unabhängig von den Zulieferern, die wir einsetzen, ob es Siemens, Rockwell, ifm oder Festo ist, es müsste alles über ein Protokoll laufen können.“ (Gummi/Kunststoffmaschinen)
- „Die Welt braucht keine unterschiedlichen Echtzeit-Ethernet und Safety Lösungen. Jeweils eine ist genug.“ (Textilmaschinen)