Die Schwankungen von Produktion und Umsatz im Maschinenbau 2000 - 2023
Seit Weltwirtschaftskrise schwanken Produktion und Umsatz des Maschinenbaus stärker
Seit dem Jahr 2000 hat sich im Verlauf der weltweiten Industrieproduktion viel verändert, strukturell verändert. Vier strukturelle Veränderungen begannen bereits im Jahr 2000, eine fünfte betrifft den Prozess der Krisenüberwindung. Dieser Report fügt eine sechste hinzu, die der zunehmenden Schwankungsbreite von Produktion und Umsatz am Beispiel des Maschinenbaus.
Update 19. Februar 2024 - Das Diagramm zeigt den Verlauf der Produktionsindizes in den Jahren von 2000 bis 2023. Dieser Zeitraum ist in fünf Konjunkturphasen unterteilt, die sich am Verlauf der Trendlinie (mittlere Linie im Diagramm) orientieren.
Die beiden pinkfarbenen Bänder gehören zusammen mit der mittleren dunklen Linie zu den Bollinger Bands, einem weit verbreitetem Maß für die Schwankungsbreite von Größen. Die Bollinger Bands werden in der linken Spalte verständlich erläutert.
Kurz gesagt umfassen die pinkfarbenen Bänder 95% der Abweichungen des aktuellen Produktionsindex vom Durchschnittswert der letzten 12 Monate (dunkle mittlere Trendlinie).
Schwankungsbreite der Produktion 2013 - 2018 bei leichtem Wachstum um 18% höher als bei stärkerem Wachstum vor 2008/09
In den fünf Kästchen am unteren Rand des Diagramms ist die jweilige Schwankungsbreite der Produktion für die Spanne eines Konjunkturzyklus angegeben.
Von 2000 bis 2004 betrug die Schwankungsbreite der Produktion um den Einjahresdurchschnitt 27,4 Indexpunkte. In der Wachstumsphase nach der Weltwirtschaftskrise von 2000 erhöhte sich die Schwankungsbreite auf 32,3 Indexpunkte, sprang in der letzten Weltwirtschaftskrise auf 43,5 Indexpunkte and pendelte sich nach Überwindung des Krisentiefs auf 38,1 Indexpunkte bis 2018 ein.
Eine Schwankungsbreite von 38,1 Indexpunkten bei einem Wert der Produktionsindizes zwischen 90 und 116 Indexpunkten im Jahr 2018 bedeutet, dass die Schwankungen nach oben und unten insgesamt 38% der monatlichen Werte ausmachen, ungefähr je 19% Abweichungen nach oben und unten.
Vergleicht man nun die beiden Konjunkturzyklen nach den beiden Weltwirtschaftskrisen von 2000 und 2008, so ist die Schwankungsbreite der Produktion seit 2013 um 18% größer als beim vergleichbaren Konjunkturzyklus von 2005 bis 2008.
Darüber hinaus führt der Vergleich zu der fünften strukturellen Veränderung im Verlauf der Industrieproduktion: Üblicherweise folgt auf eine Wirtschaftskrise eine Aufschwungsphase, ein Boom, ähnlich wie zwischen 2005 und 2008. Nach der Überwindung des Krisentiefs 2012 hingegen stagniert die Produktion des Maschinenbaus im Wesentlichen bis 2017 bzw. zeigt nur leichtes Wachstum bis 2018 - und das bei einer vergrößerten Schwankungsbreite.
Schwankungsbreite 2019 - 2023 bei Rückgang um 19% höher als vor der Krise 2008/09
Für 2019 schrumpfte die Schwankungsbreite auf 31,1 Indexpunkte. Die Produktion sinkt, neue Produktionstiefs sind bisher ausgeblieben. Das schlägt sich in einer reduzierten Schwankungsbreite nieder.
In vielen Anwendungen der Bollinger Bands wird das als ein Zeichen für einen bevorstehenden Ausbruch nach oben oder unten gewertet. Im vorliegenden Fall deutet dies einen tiefen Fall der Produktion an.
Das weitere Absinken der Produktion im Jahr 2020 bestätigte diese Prognose dieses Magazins von März 2020. Und die Schwankungsbreite vergrößerte sich auf 36,6 Indexpunkte für die Zeit 2019/2020.
Für den Konjunkturzyklus von Krise und Anstieg nach der Krise während der Jahre 2019 bis 2023 liegt die Schwankungsbreite der Produktion bei 38,5. Dieser Wert ist um 19% höher als im vergleichbaren Konjunkturzyklus vor der Weltwirtschaftskrise von 2008/09. Vor der Weltwirtschaftskrise wuchs die Produktion, zwischen 2019 und 2023 schrumpfte sie.
Zu den Gründen einer größeren Schwankungsbreite bei stagnierender bzw. leicht wachsender Produktion des Maschinenbaus
Zunächst spiegelt sich hier für den Maschinenbau die Situation der weltweiten Industrieproduktion wider. Der Report zur fünften strukturellen Veränderung kennzeichnet dies so:
- "An die Stelle eines allgemeinen Konjunkturaufschwunges zur Überwindung einer Wirtschaftskrise ist ein uneinheitlicher Prozess der Krisenüberwindung getreten, in dem Wachstum, Stagnation und Rückgänge der Industrieproduktion koexistieren und durch Wechselwirkung eine stagnierende Gesamttendenz erzeugen, um die die Industrieproduktion zeitweise und länderweise auf und ab pendelt."
Dies erfasst die stagnierende Gesamttendenz mit Schwankungen nach oben und unten, aber noch nicht die zunehmenden Schwankungsbreiten (an Börsen als Volatilität bekannt).
Zu den Grundlagen dieser zunehmenden Schwankungsbreiten gehören:
- Die stagnierende Gesamttendenz der Weltwirtschaft ist Ausdruck sinkender Gewinnmargen insbesondere für Erweiterungsinvestitionen. Daher die Zurückhaltung bei Investitionen und der Nachfrage bei Maschinen.
- Vor diesem Hintergrund hat sich der Wettbewerb beim Verkauf der Maschinen enorm intensiviert. Daher wirken sich bei stagnierender Produktion erfolgreiche wie verlorene Aufträge relativ stärker aus als bei wachsender Produktion.
- Firmen werfen unter diesen erschwerten Bedingungen das Handtuch, das andere aufgreifen, was ebenfalls die Schwankungen verstärkt.
- Die aufstrebenden Länder verlieren immer mehr ihren Charakter als Schwellenland und sind teilweise, wie China, weltmarktbeeinflussende Globalplayer geworden. Dies eröffnet sowohl größere neue wie verlorene Aufträge und verstärkt damit die Schwankungen.
Zu den zukünftigen Auswirkungen für den Maschinenbau unter Nicht-Krisenbedingungen wird gehören, den Fremdanteil an der Produktion möglichst zu vergrößern, das Produktportfolio breiter zu streuen bzw. eine marktführende Position zu erlangen bzw. auszubauen. Unter den zu erwartenden weltwirtschaftlichen Krisenbedingungen komprimieren sich die Auswirkungen auf den Kampf ums Überleben.
Schwankungsbreite des Umsatzes 2019 - 2023 auf Höchstwert von 8,2 Mrd € seit 2000
Die Enwicklung des Umsatz wird ganz ähnlich wie bei der Produktion in fünf Konjunkturzyklen unterteilt.
Vergleichen wir wieder die Schwankungsbreite des Umsatzes von 2013 bis 2018 mit der vergleichbaren Konkunkturphase von 2005 bis 2008. Die Schwankungsbreite des Umsatzes liegt 2013 bis 2018 bei 7,4 Mrd. €, also um 27% höher als in den Jahren 2005 bis 2008.
Zu den vorhin genannten Erklärungsgründen tritt der Preiskampf hinzu, inwiefern der Kunde deutscher Maschinen höhere Funktionsvielfalt und höheres Leistungsvermögen fordert und inwiefern er auch gewillt ist, es zu bezahlen.
2019 reduziert sich die Schwankungsbreite zunächst auf 5,7 Mrd. € bei rückläufigen Umsätzen, wie die dunkelrote Trendlinie bestätigt. Wie bei der Produktion deutet dies einen bevorstehenden Umsatzeinbruch an.
Auch hier bewähren sich die Bollinger Bands as Prognosetool, wie das Absinken des Umsatzes im Jahr 2020 bestätigt. Die Schwankungsbreite für den Zeitraum 2019/2020 vergrößert sich auf 7 Mrd. €.
Für den gesamten Zeitraum des Krisenzyklus von 2019 bis 2023 erreicht die Schwankungsbreite des Umsatzes mit 8,2 Mrd € einen neuen Höchstwert seit dem Jahr 2000.