Herr Dr. Elsner, welchen Anteil hat die deutsche Einfuhr von Seltenen Erden an der weltweiten Gesamtnachfrage?
23. Juli 2012 - Deutschland steht an vierter Stelle in der weltweiten Nachfrage nach Seltenen Erden nach China, Japan und den USA. Chinas Eigenbedarf hat inzwischen einen Anteil von 70% am Gesamtverbrauch.
Dieser vierte Platz bedeutet einen Anteil von fast 10% an der Gesamtnachfrage. Das gilt aber nur, wenn man den Bedarf deutscher Firmen berücksichtigt, die weltweit produzieren, also auch den Bedarf an Seltenen Erden von Produktionsstätten z.B. in den USA einbezieht. Berücksichtigt man nur den Bedarf an Seltenen Erden von Produktionsstätten in Deutschland selbst, so liegt dieser Anteil nur bei wenigen Prozent an der weltweiten Nachfrage.
Wie decken die Automatisierungshersteller ihren Bedarf an Neodym und Dysprosium ein, Metalle, die ja für Servomotoren ganz wichtig sind?
Man kauft nicht Neodym und Dysprosium selbst ein, sondern die Magnetwerkstoffe für die Motore, die Neodym und Dysprosium enthalten. Diese Magnetwerkstoffe werden in größeren Mengen direkt, also ohne Zwischenhändler, in China, aber auch in Japan, eingekauft. Über Händler werden kleinere Bedarfe abgedeckt von z.B. einer Tonne Magnetwerkstoffe.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Angebot und Nachfrage zu Neodym und Dysprosium?
Wir erwarten, dass die Preise für Neodym weiter sinken und zwar deutlich. Die Preise für Dysprosium sinken ebenfalls weiter, aber nicht so stark wie bei Neodym.
Dysprosium wird zur Zeit stark substituiert. Früher hatte es einen Anteil von 6% bis 8% an den Magnetwerkstoffen, 2011 ist dieser Anteil auf 2% gesunken. Man erreicht dies z.B. dadurch, dass Dysprosium nicht mehr im Innenbereich der Magnetwerkstoffe verwendet, sondern nur im Außenbereich, also auf den Magnetwerkstoff aufgebracht wird.
Aber: in den nächsten zehn Jahren wird es weltweit kein einziges neues Bergbauprojekt mit grossen Mengen an Dysprosium geben. Deshalb werden die Preise für Dysprosium irgendwann ihren Boden erreicht haben und dann wieder steigen.
Wie sich Angebot und Preise zu Magnetwerkstoffen insgesamt entwickeln werden, hängt davon ab, welchen Bedarf an Magnetwerkstoffen Windenergie und Elektrofahrzeuge in der Zukunft entwickeln werden.
Was halten Sie von aktuellen Ankündigungen, Motore ohne Seltene Erden anbieten zu können?
Bei einem Motor mit Magnetwerkstoffen heute auf Seltene Erden zu verzichten, ist bestenfalls im Labormaßstab möglich.
Man kann heute schon Neodym durch Praseodym ersetzen und Neodym-Eisen-Bor-Magnete durch Samarium-Kobalt-Magnete oder Ferritmagnete ersetzen. Das Probleme ist: solche Motore benötigen einen deutlich größeren Bauraum. Dysprosium lässt sich zwar heute schon durch Terbium ersetzen, aber Terbium ist noch seltener und noch teurer.
Herr Dr. Elsner, vielen Dank für das Gespräch.