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Seltene Erden und Automatisierungstechnik - Teil 2

Angebot und Nachfrage zu Seltenen Erden

Produktion von Seltenen Erden in China.

Angebot und Nachfrage bis 2016 – spezifische Über- und Unterdeckungen des Bedarfs

Die folgende Prognosen zu Angebot und Nachfrage von ausgewählten Seltenen Erden stammt von Dudely Kingsnorth, Geschäftsführer der australischen Beratungsfirma Industrial Minerals Company of Australia Pty Ltd IMCOA, die auf Beratung zu Seltenen Erden spezialisiert ist. Vor kurzem wurde Kingsnorth zum Professor am Centre for Research in Energy and Minerals Economics an der Curtin Universität in Perth, Australien, berufen. Die New York Times bezeichnet die Marktanalysen von Kingsnorth zu Seltenen Erden als „Benchmark für die Industrie“.1

 

Kingsnorth‘ Prognose geht bis zum Jahr 2016. Sie enthält mit Neodym, Dysprosium, Europium und Cerium für die Automatisierungstechnik wichtige Elemente.

Angebot und Nachfrage zu Seltenen Erden bis 2016

 

Diese Prognose zeigt für die sieben ausgewählten Elemente zunächst einmal auf, dass kein allgemeiner Angebotsengpass zu erwarten ist. Vielmehr lautet das Ergebnis dieser Prognose: Es treten gleichzeitig Unter- und Überdeckungen des Bedarfs auf.

 

Für Cerium, Lanthanum (für Nickel-Metallhydrid-Akkus)2 und für Neodym übersteigt das Angebot die Nachfrage, für Terbium, Dysprosium, Europium und Yttrium hingegen ist es umgekehrt, die Nachfrage ist größer als das Angebot.

 

In der Automatisierungstechnik kommt es oftmals, wie aufgezeigt, zum kombinierten Einsatz von verschiedenen Elementen. Servomotoren benötigen Neodym und zugleich Dysprosium, letzteres deckt die Nachfrage aber nur zu 88%. Deshalb stellt Dysprosium „das kritischste Element in der zukünftigen Nutzung von SE(Seltenen Erden) Permanentmagneten dar“, wie die Deutsche Rohstoffagentur feststellt.3

 

Dysprosium gehört wie dargelegt zu den schweren Seltenen Erden. „Alle schweren Seltenen Erden, die derzeit produziert werden, stammen aus China“.4 Aus dieser hundertprozentigen Abhängigkeit von den Lieferungen eines Landes entstehen weitere Spannungen, auf die wir an späterer Stelle eingehen werden.

 

Die Prognosen von Kingsnorth unterliegen natürlich wegen der äußerst schwierigen Datenlage im Markt für Seltene Erden und der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten erheblichen Schwankungen. So hatte Kingsnorth im März 2011 für Neodym mit 87% noch eine deutliche Unterdeckung im Angebot festgestellt, die sich nun ein Jahr später in eine leichte Überdeckung verwandelt hat.

Angebot und Nachfrage zu allen Seltenen Erden bis 2015

Die weltweite Angebots- und Nachfragesituation zu allen Seltenen Erden kann nur geschätzt werden. Das gilt nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die aktuelle Marktlage und Zeiträume, die ein oder zwei Jahre zurückliegen.

 

Seltene Erden wurden in den letzten Jahren nur in vier Ländern produziert5:

China produzierte 2009 mit ca. 120.000 t und weiteren 35.000 t aus nicht offizieller Produktion 95% des weltweiten Angebotes.

Alle Länder außerhalb Chinas steuerten also nur 5% zum Angebot an Seltenen Erden bei.

Russland produzierte ca. 2.000 t, Indien ca. 70 t und aus den USA kamen ca. 1.700 t aus bearbeiteten Rückständen früherer Produktionen.

 

Für das Jahr 2015 schätzt Kingsnorth das globale Angebot an Seltenen Erden auf 195.000 – 210.000 t. Dieses Angebot wird die für 2015 erwartete Nachfrage in Höhe von 175.000 – 190.000 t5 übertreffen.

 

Seltene Erden sind also gemäß dieser Prognose nicht allgemein zu knapp, sondern entscheidend sind einzelne Seltene Erden und ihre Kombination in den Anwendungen (siehe These 2).

 

In der globalen Nachfrage dominiert China mit einem Anteil von 60%. Die restlichen 40% entfallen zur Hälfte auf das übrige Asien und die andere Hälfte auf die USA, Europa und alle anderen Länder. 80% des Bedarfs an Seltenen Erden kommt also aus Asien.

 

Die Anteile der globalen Nachfrage sollen sich bis 2015 kaum verändern.

Über- und Unterdeckungen zu Seltenen Erden bis 2015

 

Gemäß dieser Prognose wächst die Nachfrage bis 2015 um 48%, das sind 60.000 t. Das dazu passende Angebot soll von Lagerstätten außerhalb Chinas kommen.

 

Das erfordert die Erschließung neuer Förderstätten. Zu solchen größeren künftigen Projekten gehören in den USA Mountain Pass (Wiederaufnahme der Produktion 2012, Ziel 19.000 t p.a.), in Australien Mt Weld (Start 2011, Ziel 21.000 t. p.) und Nolans (Start 2014, Ziel 20.000 t p.a.), in Vietnam Dong Pao (Start 2013, Ziel 5.000 t. p.a.)6

 

Die forcierte Erschließung von Lagerstätten außerhalb Chinas verringert etwas die Abhängigkeit von diesem Land, vermag aber nicht die Über- und Unterdeckungen des Bedarfs zu beseitigen, in denen sich die strukturellen Probleme der Gewinnung und der kombinierten Anwendung von Seltenen Erden auswirken (siehe Thesen 1 und 2).  Offen bleibt auch, wie die neunen Förderstätten den Umwelt- und Arbeitsschutz vor hochgiftigen Rückständen berücksichtigen.

 

Deshalb ist die wichtigste Alternative, die Substitutionsmöglichkeiten zu Seltenen Erden forciert zu erweitern. Das soll in der abschließenden These 7 wieder aufgegriffen werden.

 

 

Teil 1: Seltene Erden: Gewinnung uns strukturelle Probleme

Teil 2: Angebot und Nachfrage zu Seltene Erden bis 2016

Teil 3: Preisprobleme bei Seltenen Erden

Teil 4: Die Rolle von China bei Seltenen Erden


[1] Bradsher, Keith: China Tightens Grip on Rare Minerals. In: New York Times, 1. September 2009
[2] Elsner, Harald: Kritische Versorgungslage mit schweren Seltenen Erden – Entwicklung “Gründer Technologien” gefährdet? In: Commodity Top News, Nr. 36, S. 3, hrsg. Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowisschenschaften und Rohstoffe (BGR)
[3] Commodity Top News, Nr. 36, S. 1
[4] Commodity Top News, Nr. 36, S. 3
[5]
D.J. Kingsnorth: Meeting the Challenges of Rare Earths Supply in the Next Decade, The Hague Centre for Strategic Studies, 1. Dezember 2010, S. 13
[6] Kingsnorth, D.J.: Meeting the Challenges of Supply this Decade. Washington, März 2011, S. 18

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