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Zum Handelskrieg der USA mit China

Gründe der US-Regierung für Schutzzölle wegen US-China Handelsdefizit sind irreführend und heuchlerisch

Symbolbild Handelskrieg USA und China.


Eine aktuelle Studie der Deutsche Bank Research macht darauf aufmerksam, dass das Handelsdefizit die Umsätze von US Firmen in China außer Acht lässt. Ihre Berücksichtigung führt zu einem geschätzten Überschuss der USA mit China.

24. September 2018 – Die Trump-Regierung hat mittlerweile Warenimporte aus China in Höhe von 250 Mrd. USD mit Schutzzöllen belegt. Als Begründung führt Trump vor allem das Defizit im Warenhandel mit China von 376 Mrd. USD. China liefert also per Saldo um 376 Mrd. USD mehr Waren in die USA als umgekehrt die USA Waren nach China liefern.


Diese Tatsache, so Trump, sei „unfair“. Die Schutzzölle dienten dazu, Arbeitsplätze in den USA zu schützen und darüber hinaus den weiteren „Diebstahl“ von geistigem Eigentum und amerikanischer Technologie zu verhindern.1


Bevor wir die Fakten zum Handelsbilanzdefizits untersuchen, hier eine weitere Tatsache. Die Washington Post meldete am 1. Mai 2018, dass Trump in den 466 Tagen seiner Amtszeit 3.001 falsche oder irreführende Behauptungen aufgestellt hat, also im Durchschnitt 6,5 solcher Behauptungen pro Tag2. Zahlreiche akribische Widerlegungen von Trumps Behauptungen listet regelmäßig auch der Faktencheck der Nachrichtenagentur Associated Press auf3.


Auch das Handelsdefizit mit China reiht sich ein in irreführende und zudem heuchlerische Behauptungen von Trump als Begründung für Schutzzölle.

Handelsbilanz lässt Umsätze von US Firmen, die in China produzieren und verkaufen, außer Acht

Wir stützen uns auf eine Analyse der Deutsche Bank Research vom 11. Juni 2018 mit dem Titel „US economic balances with partners“ von Zhiwei Zhang und Yi Xiong4. Wir zitieren mit eigener Übersetzung.  


Die beiden Autoren stellen fest, dass der Handelsüberschuss von China gegenüber den USA „nicht die wirkliche Größe des US Business in China erfasst“. Zu diesem US Business in China gehört, dass US-Firmen wie Apple oder General Motors in China produzieren und dort mehr iPhones und mehr Autos von General Motors verkauft haben als in den USA selbst. Weiterhin produzieren Firmen aus Japan und Südkorea in China in großen Umfang Waren, die dann in die USA exportiert werden.  


Das Deutsche Bank Research hat diese Tatsachen berücksichtigt und eine „aggregierte Umsatzbilanz“ erstellt. Demnach verkauften 2015 die USA an China Waren und Dienstleistungen in Höhe von 372 Mrd. USD, während sich die Verkäufe Chinas an die USA auf 403 Mrd. USD beliefen. Die USA haben also um 30 Mrd. USD mehr von China gekauft als umgekehrt, ein um 90% niedrigeres Defizit.  


Die beiden Autoren schätzen, dass dieses Defizit sich inzwischen zu einem Überschuss der Verkäufe der USA an China in Höhe von 20 Mrd. USD im Jahr 2017 umgedreht hat.  


Die Handelsbilanz erfasst weder die Ergebnisse der Direktinvestitionen der USA in China und die daraus resultierenden Verkäufe an China noch die Exporte Dritter wie Japan und Südkorea, die von China aus in den USA liefern.  


Deshalb bezeichnen die beiden Autoren die Verwendung der bilateralen Handelsbilanz als „irreführend“ (misleading).

US Firmen produzieren und verkaufen in aller Welt, aber nur wenige Länder tun dies in den USA

Die Deutsche Bank Studie zeigt noch einen weiteren wichtigen Aspekt auf.  


Die Deutsche Bank Studien zeigen, „dass während die USA im Handelsdefizit verharrten, US Unternehmen mehr an den Rest der Welt verkauft haben als andere Länder an die USA in jedem der letzten zehn Jahren: der Überschuss der aggregierten Umsatzbilanz der USA stieg von 200 Mrd. USD auf 900 Mrd. USD im Zeitraum von 2005 bis 2015.“  


Die Autoren sehen hier eine „Asymmetrie“:  

 

  • „US multinationale Firmen verkaufen nicht in jedem Land mehr als ihre Wettbewerber in den USA. Es besteht eine Asymmetrie: US Unternehmen operieren in der ganzen Welt, aber nicht alle Unternehmen operieren in den USA. Ausländische Niederlassungen in den USA stammen meistens aus Japan, Kanada und ein paar europäischen Ländern. Die Unternehmen der aufstrebenden Märkte haben generell nur eine begrenzte Präsenz in den USA.“

Schutzzölle dienen den machtpolitischen Interessen der USA

Wir fügen hinzu: diese Asymmetrie ist ein ökonomisches Strukturmerkmal, dem eine Politik der USA entspricht, die ganze Welt als ihr Einfluss- und Herrschaftsgebiet zu betrachten und zu behandeln. China, das nach dem Tod von Mao Tsedong eine Marktwirtschaft unter Führung von Deng Xiaoping eingeführt hat, steht diesem Anspruch als mächtiger Konkurrent entgegen.  


Die Schutzzölle zielen auf eine Eindämmung und Schwächung von China aus machtpolitischen Gründen. Die amerikanischen Arbeiter und ihre Arbeitsplätze dienen dabei nur als Vorwand.  


Irreführung und Heuchelei der Trump Regierung auch in dieser Frage.